Ein Wollknäuel vermittelt nachhaltige Entwicklung
20.11.2025

der vernetzte Wald

Autor: Luca Beti

Mit der Methode «Vernetzt» lassen sich Perspektivenwechsel und systemisches Denken üben und gegenseitige Abhängigkeiten leicht erkennen. Verbunden mit dem Thema Wald wird daraus ein Erlebnis mit allen fünf Sinnen.

Warum nicht mal raus? Der Wald als Lernraum animiert alle fünf Sinne, weckt die Neugier und regt den Wissensdurst an. So folgen die Schülerinnen und Schüler dem Pfad einer Ameisenkolonie, versuchen einen Eichelhäher zwischen den Ästen einer Tanne zu erspähen, riechen den harzigen Geruch einer Waldkiefer oder lauschen dem Rauschen des Windes in den Wipfeln einer uralten Buche.  

Im Lehrplan: Mit allen fünf Sinnen erkunden

Alltagssituationen mit den Sinnen zu erforschen und beschreiben, ist eine der im Lehrplan21 vorgesehenen Kompetenzen für den ersten Zyklus. Der Wald ist ein idealer Ort, um die Sinnesleistungen zu erkunden und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. Doch nicht nur das: Die Schülerinnen und Schüler erfahren durch unterschiedliche methodische Zugänge, was nachhaltige Entwicklung bedeutet. «Wie nutzen Tiere, Pflanzen und Menschen den Wald nachhaltig?». Diese Schlüsselfrage bildet den roten Faden einer dreiteiligen Unterrichtssequenz aus dem Themendossier «Wald: ein natürliches Gleichgewicht?» von éducation21. Die Unterrichtssequenz folgt dabei der Methode «Vernetzt».  

Methode «Vernetzt: Wald» 

Um die Komplexität des Waldökosystems zu verstehen, hat sich éducation21 beim didaktischen Ansatz «Vernetzt» vom «Wollknäuel-Spiel» inspirieren lassen – einer Methode, die in Belgien entwickelt wurde und die Verbindungen zwischen Lebewesen und Gegenständen sichtbar macht. Dieses Vorgehen basiert auf spezifischen didaktischen Prinzipien wie systemisches Denken oder Perspektivenwechsel, die Teil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung sind. Dabei werden die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen, sowie eine langfristige Sichtweise integriert. 

Schülerinnen und Schüler nehmen verschiedene Identitäten an  

Aber wie kann ein Wollknäuel beim Erwerb dieser Kompetenzen helfen? Indem die Schülerinnen und Schüler aufgefordert werden, verschiedene Elemente des Waldes – zum Beispiel eine Kastanie, einen Rothirsch, eine Forstwartin oder ein Feuer – zu verkörpern und mit diesen Identitäten Geschichten zu erfinden. «Ich bin das Eichhörnchen, ich liebe Nüsse, Eicheln und Kastanien und lebe in den Bäumen», erzählt eine Schülerin. Dann hält sie das Ende des Fadens fest und gibt den Wollknäuel an einen Schüler weiter, der die Rolle eines Wanderers einnimmt. Nach und nach entsteht ein Spinnennetz, das die Verbindungen innerhalb des Waldsystems sichtbar macht. Der nächste Schritt besteht darin, die Spannungen und Beziehungen zwischen den Identitäten wahrzunehmen – beispielsweise, wenn ein Waldbrand ausbricht. So vermittelt die Methode «Vernetzt» auf anschauliche Weise das Konzept der gegenseitigen Abhängigkeit und regt dazu an, über nachhaltige Entwicklung an einem konkreten Beispiel, hier Wald, zu reflektieren. 

Entwaldung, Klimawandel und nachhaltige Waldbewirtschaftung  

Diese Methode kann in allen Schulzyklen umgesetzt werden. Ausserdem bietet das Themendossier «Wald: ein natürliches Gleichgewicht?» verschiedene weitere didaktische Aktivitäten für Zyklus 1 bis Sekundarstufe II. Sekundarschülerinnen und -schüler diskutieren etwa Themen wie Entwaldung, Klimawandel und Biodiversität, entwickeln konkrete Projekte zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und reflektieren schliesslich über die Auswirkungen ihres Lebensstils auf Waldökosysteme. Der Wald wird so zu einem forschend-entdeckenden Lernort und Freiluft-Labor für Bildung für nachhaltige Entwicklung. 
 
Zur Methode «Der vernetzte Wald»

 
Erstmals erschienen in Bildung Schweiz 4/2025.