Schulgärten als Lernorte für nachhaltige Entwicklung
28.10.2025
Wo liegen die pädagogischen Potenziale von Schulgärten und wie setze ich das am besten um? In der Videoreihe «Rendezvous Elementarbildung» der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) erläutert Tanja Stern von éducation21, warum ein Schulgarten mehr ist als ein Beet und wie Kinder durch Säen, Pflegen und Ernten fächerübergreifend lernen, ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge verstehen und Verantwortung übernehmen.
Im Rahmen der Videoreihe «Rendezvous Elementarbildung» der PH Zürich steht in Folge 55 der Schulgarten im Mittelpunkt. Die Reihe richtet sich an Lehrpersonen des Zyklus 1 und möchte praxisnahe Impulse für den Unterricht bieten. Das Ziel: aufzeigen, wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) von Beginn an in den Schulalltag integriert werden kann. In der Folge «Schulgärten: Ein Lernort für nachhaltige Entwicklung» spricht Tanja Stern, Fachverantwortliche Bereitstellung bei éducation21, über die pädagogischen Potenziale von Schulgärten. Für sie sind Schulgärten weit mehr als Orte, an denen Kinder säen, jäten und ernten. Sie sind ganzheitliche Lernorte, an denen ökologische, soziale und ökonomische Zusammenhänge erfahrbar werden – und damit zentrale Kompetenzen nachhaltiger Entwicklung gefördert werden können.
Fächerübergreifend, partizipativ und mit allen Sinnen Lernen
«Ein Schulgarten ist kein Selbstzweck», betont Tanja Stern. Es gehe nicht «nur» um Gartenarbeit, sondern um gesamtheitliches Lernen. Kinder erleben im Garten Naturprozesse unmittelbar – sie beobachten Wachstum, Wandel und Kreisläufe. Gleichzeitig bietet der Garten zahlreiche Anknüpfungspunkte für Themen aus Mathematik, Sprache, Gestalten oder NMG. Wenn Schülerinnen und Schüler Pflanzen zählen, Gemüsearten benennen oder den Weg der Tomate vom Samen bis zum Teller nachvollziehen, wird Wissen lebendig und handlungsbezogen. Zentral sei, so Tanja Stern, dass Kinder aktiv und partizipativ eingebunden werden. Sie sollen nicht einfach Anweisungen ausführen, sondern Verantwortung übernehmen und mitgestalten dürfen. Dieses Mitwirken fördert nicht nur die Selbstwirksamkeit, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Natur und Gemeinschaft. Der Schulgarten werde so zu einem Ort, an dem demokratische und ökologische Bildung Hand in Hand gehen.
Warum der Schulgarten ein langfristiges Projekt ist
Tanja Stern plädiert ausserdem für Langfristigkeit und Kontinuität. Nachhaltigkeit lasse sich nicht in einer Projektwoche erlernen. Erst über längere Zeiträume entstünden Routinen, Erfahrungen und Bezüge, die Kinder prägen. Lehrpersonen sollten deshalb den Schulgarten als festen Bestandteil des Schulalltags begreifen, nicht als einmaliges Sonderprojekt. Ein Schulgarten brauche dazu verlässliche Rahmenbedingungen: Geeignete Flächen, Materialien, Zeit und Unterstützung durch das Kollegium oder lokale Partner. Nur wenn diese Voraussetzungen stimmen, könne der Garten langfristig gedeihen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Reflexion und Handlung verknüpft: ein Kernprinzip von BNE
Begleitmaterialien und didaktische Ressourcen – viele davon im Katalog von éducation21 – können Lehrpersonen unterstützen, die Gartenarbeit gezielt mit Unterrichtsinhalten zu verbinden. Wichtig sei, dass das Handeln immer auch reflektiert werde: Was hat funktioniert? Warum wächst manches besser? Welche Verantwortung tragen wir für Boden, Wasser und Lebewesen? Durch solche Fragen werden Reflexion und Handlung miteinander verknüpft – ein Kernprinzip von BNE. Tanja Stern sieht im Schulgarten auch einen starken Motivationsfaktor. Das gemeinsame Ernten und Verarbeiten von Gemüse macht Lernerfolge sichtbar. Kinder erfahren, dass ihr Tun Wirkung hat – eine Erfahrung, die Selbstvertrauen stärkt und Lernen begünstigt.
Das Video schauen und mehr erfahren
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Schulgärten wie im Video vorgestellt bilden ein eigenständiges Lernfeld für Bildung für Nachhaltige Entwicklung und können Teil eines lebendigen Schulareals sein – dieses umfasst aber mehr als nur einen Garten. Naturbelassene Ecken, Spielbereiche und Erholungsräume formen sich zu einem Ort, der zum Wachsen, Lernen und Zusammensein einlädt. Mehr darüber erfahren Sie im Themendossier «Schulgarten: ein lebendiges Schulareal! |