Methode Mystery | 3 Fragen, 3 Antworten mit Dagmar Rösler
27.05.2025

Dagmar Rösler ist Primarlehrerin, Zentralpräsidentin Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Stiftungsrätin éducation21
1. Was macht die Methode «Mystery» für einen BNE-Unterricht attraktiv?
Die Mystery-Methode regt die Schülerinnen und Schüler sowohl in Einzel- wie Gruppenarbeiten dazu an, ein Problem selbständig und aktiv zu lösen. Sie fördert vernetztes Denken und bietet gute Möglichkeiten, eigene Lösungsansätze zu entwickeln. Verbunden mit alltäglichen, aus dem Leben gegriffenen Themen, fördert sie Kompetenzen, auf die auch ausserhalb der Schule zugegriffen werden kann. Es sind also konkrete Aufgabenstellungen, die einerseits das Wissen in einem bestimmten Themenbereich verstärken und auf bestehendem Wissen aufbauen, und andererseits verschiedene Sozial- und Fachkompetenzen fördern.
2. Welche Kompetenzen werden beim Mystery eingeübt?
Es sind verschiedene Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen:
- Die Schülerinnen und Schüler können Fachwissen anwenden, in dem sie relevante Informationen aus einem gegebenen Material aufnehmen und mit ihrem Vorwissen verknüpfen. Sie erkennen so Zusammenhänge, Kausalitäten und entwickeln ein tieferes Verständnis für komplexe Themen.
- Da Mysterys meist in Gruppenarbeit stattfinden, üben die Schülerinnen und Schüler, gemeinsam zu diskutieren, Meinungen abzugleichen und zu argumentieren.
- Im Bereich der Informationsverarbeitung lernen Schülerinnen und Schüler zu sortieren, zu strukturieren und Informationen zu gewichten. Sie wenden Problemlösestrategien an, in dem sie Hypothesen formulieren, überprüfen und daraus Lösungsvorschläge entwickeln.
- Nicht zuletzt regt diese Methode an, über moralische, politische oder gesellschaftliche Fragen nachzudenken. Durch das Eintauchen in verschiedene Rollen oder Sichtweisen lernen sie, andere Positionen nachzuvollziehen.
3. Welchem Thema würden Sie persönlich gerne im Mystery nachgehen und warum?
«Wie kann es sein, dass Tims Urgrossmutter (97) im Jahr 2045 immer noch ihre volle AHV Rente bekommt, obwohl Emil (17) dann schon seit über 20 Jahren arbeitet und trotzdem nicht sicher sein kann, später selbst eine volle Rente zu erhalten?»
Mich interessiert die Frage, weil sie verschiedene Generationen in einer einzigen Alltagssituation verbindet. Es wird klar, dass die Entscheidungen von heute direkte Folge für morgen haben.
Um das «Rätsel» zu lösen, müssen Lernende Faktoren wie Demografie, Lebenserwartung, Geburtenrate, Lohnentwicklung, Migration, Rentenalter und politische Reformen zusammendenken.
Die AHV Finanzierung steht in der Schweiz gerade im Fokus (Debatten um Reform AHV 21+, Rentenalter 66/67, Zusatzfinanzierung). Jugendliche sehen, dass Politik nicht abstrakt ist, sondern ihren eigenen Geldbeutel betrifft. Ausserdem animiert man Schülerinnen und Schüler, sich mit Rentenfragen zu befassen, welche für sie vermeintlich weit weg sind.