«Unsere Werte – unsere Zukunft»
28.04.2025

 

Aktuelles BNE-Projekt der Primarschule Rosenberg mit Finanzhilfe von éducation21

Schulleitung und Lehrpersonen wollen BNE an der Primarschule Rosenberg langfristig in Schul- und Unterrichtskultur verankern. Dazu führt die Schule zwei Input-Workshops für Lehrpersonen zum Thema BNE durch. Damit die Schülerinnen und Schüler sowohl im Unterricht wie auf Ebene Schulen mitwirken können, erhalten auch sie einen Input-Workshop. Der nachfolgende Output-Workshop soll allen ermöglichen, eigene Initiativen, Projekte und Gefässe zu entwickeln, um BNE nachhaltig in die Schulstrukturen zu integrieren. Ziel ist, das vernetzte Denken aller Beteiligten zu schulen, Wertereflexion und Handlungsorientierung zu vermitteln und dadurch Partizipation und Empowerment bei den Schülerinnen und Schülern zu fördern. Das Projekt «Unsere Werte – unsere Zukunft» wird mit einer Finanzhilfe und fachlicher Expertise von éducation21 unterstützt und 2024/2025 umgesetzt.

«Man muss Freude haben an einem solchen Projekt»

Interview mit Susann Müller, Primarschule Rosenberg

Die Primarschule Rosenberg arbeitet aktuell an einem BNE-Schulentwicklungsprojekt, das von éducation21 mitfinanziert wird. Die engagierte Schulnetz21-Mitgliedschule profitiert dabei von ihrer langjährigen Erfahrung mit Fragen zu Schulentwicklung, Gesundheitsförderung, Partizipation und BNE. Susann Müller im Interview über Herausforderungen, Erfolge und Tipps für Schulen, die ähnliches vorhaben.

«Wir haben bemerkt, dass BNE bei uns bereits im Schulalltag verankert ist – praktisch alle unsere Projekte weisen BNE-Bezüge auf. Es fehlt aber das explizite Bewusstsein dafür. Wir möchten die BNE-Bezüge bewusst herstellen, sichtbar machen und verstärken», sagt Susann Müller, Lehrerin an der Primarschule Rosenberg und Kontaktperson zum Schulnetz21. Die Schaffhauser Schule arbeitet derzeit am BNE-Schulprojekt «Unsere Werte – unsere Zukunft», das von éducation21 mitfinanziert und fachlich begleitet wird (siehe Box). Dabei kann sie von ihrer langjährigen Erfahrung in den Themen Schulentwicklung, Gesundheitsförderung und BNE profitieren. Bereits zwei Praxisbeispiele hat éducation21 in den vergangenen Jahren mit Rosenberg-Projekten veröffentlicht: «Wir sind die Welt – Gesundheitsförderung als Schulkultur» (2018) und «Zusammen gesund – Fächerübergreifend zu einer gesamtschulischen Gesundheitsförderung» (2021). Susann Müller verrät, wie Schulentwicklung gelingen kann, welche Hindernisse engagierte Schulleitungen und Lehrpersonen meistern müssen und wie das Schulnetz21 und die Stiftung éducation21 unterstützen können.

Frau Müller, wie identifizieren Sie relevante Themen für die Schulentwicklung?

Wir haben zweimal eine grossangelegte Befragung durchgeführt. Beim ersten Mal wurden Lehrpersonen, Kinder und Eltern befragt, beim zweiten Mal nur die Lehrpersonen und Kinder. Dabei haben sich Themen herauskristallisiert, die wir angehen müssen. Es gibt zudem immer wieder Anregungen aus dem Team, in welchem Bereich wir einen Fokus setzen könnten oder wir lassen uns von anderen Schulen inspirieren.

Wie werden Lehrpersonen, Schüler/innen und andere relevante Akteure und Akteurinnen in den Prozess der Schulentwicklung einbezogen?

Nebst den erwähnten Befragungen haben wir seit diesem Schuljahr einen Schüler- und Schülerinnenrat. Von jeder Klasse treffen sich zwei Delegierte zusammen mit dem Schulleiter in regelmässigen Abständen. Anliegen der Schüler und Schülerinnen können dort platziert werden. Auf Elternebene findet ein regelmässiger Austausch zwischen Vertretungen der Lehrerschaft und dem Elternforum statt.

Wie kam es zur Idee des aktuellen BNE-Schulprojekts «Unsere Werte – unsere Zukunft» und welche Rolle spielten das Schulnetz21 und éducation21 in diesem Prozess?

Die Idee für das Projekt entstand ursprünglich aus unserem sechsjährigen Zyklus mit verschiedenen Jahresthemen. Wir versuchen dabei, die verschiedenen Begabungstypen zu berücksichtigen, inspiriert durch die Theorie der multiplen Intelligenzen nach Howard Gardner. In diesem Schuljahr steht die interpersonelle und intrapersonelle Begabung auf dem Programm. An der Impulstagung 2023 vom Schulnetz21, an der es um Werte ging, sind wir auf einen ausserschulischen Akteur aufmerksam geworden und haben eine Zusammenarbeit begonnen. Unser Antrag auf Finanzhilfen wurde anschliessend von éducation21 bewilligt und das Projekt konnte 2024 starten.

«Alle sollen die Möglichkeit haben, ihre Anliegen zu platzieren und sich entsprechend ihren Begabungen und Neigungen einzubringen.»

Welche Herausforderungen haben Sie bisher während des Projekts erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?

Es ist immer schwierig, alle Lehrpersonen ins Boot zu holen. Nicht alle können sich gleich gut mit einem Projekt oder einem Thema identifizieren. Wir versuchen jedoch, Ideen mit dem gesamten Team zu entwickeln und niemandem etwas aufzuzwingen. Alle sollen die Möglichkeit haben, ihre Anliegen zu platzieren und sich entsprechend ihren Begabungen und Neigungen einzubringen. Wenn ich an der Entwicklung eines Projekts beteiligt bin, bin ich viel eher zur Mitarbeit und zum Mittragen bereit.

Im Schulalltag, der sehr durchgetaktet und strukturiert ist, muss man wirklich darauf bedacht sein, dass Projekte, die sich über ein ganzes Schuljahr oder auch länger erstrecken, nicht im Sand verlaufen und in Vergessenheit geraten. Man muss bewusst und aktiv dranbleiben.

Was sind positive Ergebnisse, die Sie bereits durch BNE-Schulprojekte erzielt haben?

Wir haben zusammen mit zwei Klassen einen tollen Song entwickelt, den die gesamte Primarschule kennt. Er wird jeweils zu Beginn eines Quartals gemeinsam gesungen und begleitet uns durch das ganze Schuljahr. Die Kinder und auch wir Lehrpersonen haben uns mit Werten befasst. Welche Werte sind uns am wichtigsten, welche Werte sind uns überhaupt nicht wichtig? Nach der Auswertung der Wichtigkeit der verschiedenen Werte, sind wir nun daran, die Projektwoche zu gestalten. Die Idee ist, dass zu den verschiedenen Werten Workshops angeboten werden. In jedem Workshop soll ein Output entstehen, der am letzten Nachmittag der Projektwoche den Eltern zugänglich gemacht wird.

«Mit zwei Klassen haben wir einen tollen Song entwickelt, den die gesamte Primarschule kennt. »

Welchen Tipps würden Sie anderen Schulen geben, die ein ähnliches Projekt planen?

In kleinen Schritten zu planen und sich nicht zu viel aufs Mal vorzunehmen, erscheint mir sehr wesentlich. Weniger ist manchmal mehr. Ausserdem ist es wichtig, die Verantwortlichkeiten klar zu definieren. Wer ist wo im Lead und sorgt dafür, dass einzelne Teilschritte wirklich von allen Beteiligten ausgeführt werden und nicht in Vergessenheit geraten? Und ganz wichtig: Man muss Freude haben an einem solchen Projekt und bereit sein, sich darauf einzulassen.

Wie soll sich Ihre Schule im Kontext von BNE künftig weiterentwickeln?

Die Partizipation der Schülerinnen und Schüler steht sicher ganz oben auf unserer Agenda. In diesem Bereich möchten wir uns noch weiterentwickeln. Wie bereits erwähnt, existiert an unserer Schule seit diesem Schuljahr ein Schüler- und Schülerinnenrat mit zwei Delegierten aus jeder Klasse. Wir sind noch in der Findungsphase, wie wir uns am besten organisieren betreffend Vollversammlung, Themenfindung usw.

« Die Partizipation der Schülerinnen und Schüler steht sicher ganz oben auf unserer Agenda.»

Welche spezifischen Angebote von éducation21 waren für Sie hilfreich und wie haben sie Sie in der Schulentwicklung unterstützt?

Die Erfahrungsaustausch-Treffen und die Impulstagungen erachte ich persönlich als sehr wertvoll. Ich nehme regelmässig wichtige Inputs und Anregungen mit.

Ausserdem ist es spannend und bereichernd, mit anderen Schulen in den Austausch zu kommen. Wir können uns nützliche Hinweise und Tipps holen, wie andere Schulen an eine Sache herangehen oder mit bestimmten Herausforderungen umgehen.

Je nach Kanton sind die schulischen Rahmenbedingungen jedoch anders und direkte Vergleiche folglich schwierig. Daher bin ich auch froh, dass bei uns im Kanton Schaffhausen nun ein kantonales Netzwerk SN21 aufgebaut wird und wir uns mit Schulen, die dieselben Rahmenbedingungen haben, austauschen können.

Primarschule Rosenberg

Die Primarschule Rosenberg in Neuhausen am Rheinfall (Kanton Schaffhausen) ist seit 1998 Mitglied im Schulnetz21 (SN21). Aktuell unterrichten 51 Lehrpersonen 243 Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 6. Klasse, hinzu kommt eine Einschulungsklasse. Während gewisser Lektionen unterrichten die Lehrerinnen und Lehrer in jeder Klasse im Team-Teaching. Der Anteil von Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, beträgt 60 Prozent.

 

Zur Person

Susann Müller ist seit 15 Jahren als Klassenlehrerin an der Primarschule Rosenberg tätig. Sie ist Kontaktperson für das Schulnetz21 und mitverantwortlich für das BNE-Projekt der Schule «Unsere Werte - unsere Zukunft».